Die Abiturienten von morgen

Wir schreiben das Jahr 2004. Die 5. Kläßler von 1995/96 haben mittlerweile die obersten Stufen auf dem Weg zum Abitur erklommen und befinden sich in der sogenannten "Kollegstufe". Um in diesem komplizierten System nicht die Orientierung zu verlieren, ist es unbedingt nötig, ein bestimmtes Vokabular, einen gewissen Code, verstehen und entschlüsseln zu können.

Wir haben die Abiturienten vom morgen heute mal gefragt, was sie sich überhaupt unter der Kollegstufe vorstellen. Die vorwiegende Meinung war, daß es sich hierbei um eine Art Oberstufe, d.h. etwas für Größere handelt. Demzufolge sind Kollegiaten also intelligenter, unabhängiger und älter als Unterstufler. Sie müssen schwerere Sachen lernen, weil sie schlauer sind, dafür haben sie aber auch die besseren Lehrer. Vielleicht sind die Kollegiaten auch dazu da, die jüngeren Jahrgänge zu betreuen. Aber auch Kollegiaten müssen noch betreut werden: dazu gibt es schließlich den Kollegstufenbetreuer, der aufpassen soll, daß keiner "beschummelt" oder "herumblödelt". Außerdem muß er die Schüler der Kollegstufe auf das Abitur vorbereiten und wie ein Nachhilfelehrer seinen Schützlingen helfen. Er betreut sie während der Semester. Ein solches Semester ist eine Lehrzeit, die schätzungsweise 4-7 Jahre dauert. Es könnte sich dabei auch um so etwas wie Ferien handeln, also 6 Wochen lang. Vielleicht ist es aber eine Praktikumszeit, die 5 Jahre dauert. Natürlich wäre es auch möglich, daß ein Semester eine Art Abschluß ist, d.h. die Zeit der Abiturprüfungen (10 Tage). Eins steht jedoch fest: Während eines Semesters muß man viel lernen. Das unerläßliche Grund- und Leistungswissen wird in den verschiedenen Kursen vermittelt. Dabei unterscheidet man Grund- und Leistungskurse. Bei Leistungskursen muß der Kursteilnehmer Leistung erbringen, im Grundkurs nicht, denn dort sind alle Schüler, also auch die Schlechten, die LK's hingegen sind nur den besten Schülern vorbehalten. Die im Leistungskurs sind schon weiter als die im Grundkurs - kein Wunder, denn im Leistungskurs wird man mehr gefördert. Nur die Schüler, die die Ausbildung im Grundkurs bestehen, kommen in den Leistungskurs. Um dies festzustellen, gibt es Klausuren. Das ist ein Wort für eine schwere Prüfung. Doch nicht alle der zukünftigen Abiturienten können sich unter diesem Wort schon etwas vorstellen: "Das ist wenn man klasiert" - "Die Uhr vom Klaus" - "Erinnert mich an Klavier und ans Tonen" Eine weitere Angelegenheit, die den Kollegiaten schlaflose Nächte bereitet, ist die sogenannte Punktehürde. Sie bedeutet für sie Aufregung, Spannung und Ungewißheit, weil sie "saumäsig schwer" ist. Denn um das Abitur zu bestehen, muß man mindestens über 8 Punkte kommen. Kein Wunder, daß sich dann alles um Punkte dreht. Die Kollegiaten haben nur noch Punkte vor Augen. Die Voraussetzung für das Erreichen möglichst vieler Punkte ist die Anwesenheit im Unterricht. Da die Kollegiaten aber bei zu viel Streß empfindlich auf Krankheitserreger reagieren, legt man ihnen eine Attestpflicht auf, damit sie bei den Abiturprüfungen nicht erst krank werden können. Außerdem verhindert die Attestpflicht, daß die Kollegiaten wochenlang blau machen. Es stimmt aber nicht, daß die Schüler durch eine Attestpflicht vom "Examen" befreit sind. Das Examen ist die Colloquiumsprüfung. In dieser Prüfung entscheidet sich, ob der Abiturient das Abitur besteht. Er muß einen Fragebogen ausfüllen und bekommt dabei ein Abzeichen. Dann kann er die Colloquiumsprüfüng einem Arbeitsamt vorlegen, um eine gute Stelle zu bekommen. Hat der Kollegiat die Colloquiumsprüfung und die schriftlichen Prüfungen erfolgreich hinter sich gebracht, erhält er die allgemeine Hochschulreife. Doch was hat er überhaupt davon? Einerseits zwar "wieder mehr Steuern", andererseits hat er aber auch keine Schule mehr, was schließlich viel bringt, da man sich da jetzt noch ausruhen kann...

Wir wünschen den "Abiturienten von morgen", daß sie sich, wenn sie selbst im Jahre 2004 das Abitur schreiben, trotz der momentanen Verständnisschwierigkeiten im Kollegstufensystem gut zurechtfinden werden!

Bianca Balling, Katharina Eisen

Wir danken den SchülerInnen einer 5. Klasse unserer Schule, die uns mit ihren phantasievollen Antworten auf unsere Fragen das Material für diesen Artikel geliefert haben. Hier noch einige Ausschnitte aus den Fragebögen.

Fragebogen


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