Leistungskurs Geschichte

"'N Morgen. Wer fehlt denn heute alles? Des sind ja zwei Stück! Des müss'mer dann scho mal aufschreiben. Also, die Siebenlist war heut' morgen schon net da! Hat den Fichte heut' schon jemand gesehn?" So leitete Herr Ruttor meist die Geschichtsstunden in der letzten Zeit ein. Doch angefangen hat alles ganz anders. Die oben genannten Sebastian Fichte und Nanette Siebenlist stießen erst im 13. Jahrgang zu unserem Gespann, das im Jahre 1994 nur aus sieben wissensdurstigen Historikern in spe bestand. Sieben war auch die Anzahl der Bücher, die wir bekamen (mittlerweile sind es übrigens 8, mit dem selbstgekauften DTV-Atlas 9). "Was wissen Sie denn noch aus der elften Klasse über die franz. Revolution, Napoleon, Wiener Kongreß und Märzrevolution ?" - "Also, wir haben nach der 1789er Revolution aufgehört!" - "Aber, des hätten sie scho noch machen müssen." Die Grundkenntnisse der Kursteilnehmer waren nicht gerade berauschend, weswegen Herr Ruttor meinte: "Dann müssen wir das noch mal kurz wiederholen".

Besonderes Augenmerk richtete unser Kursleiter in allen Bereichen des Lehrplans auf die Geschehnisse in Bayern, was er (allerdings) durch Beispiele aus Unterfranken auflockerte, und die "Politik" der Kirchen. Dabei hat ihm wohl die Lehrplanänderung des zweiten Semesters, in das jetzt auch die Industrialisierung in Bayern (welche Industrialisierung?) als wesentlicher Bestandteil aufgenommen wurde, sehr erfreut. Seine historische Lieblingsfigur ist wohl Otto von Bismarck, von dessen Bündnissystem er ohne einen Blick ins Buch zu werfen, alle Einzelheiten kannte. Die fünf Männer unseres Kurses blühten förmlich auf, wenn es um Kriegsführung und Waffen ging, und glänzten in diesem Bereich häufig mit ihrem Wissen, worüber wir Frauen nur die Köpfe schütteln konnten.

"Haben Sie noch 'ne Frage?" - Schweigen - und weiter ging's. Der recht farblose Unterricht, der nur aus dem interessanten historischen Stoff, wenigen Tafelbildansätzen und gelegentlichem Ausschreiben von schwierigen Namen bestand, bekam Farbe durch das Auftreten Nanette Siebenlists und Schwung durch das Sebastian Fichtes, der einen unnachgiebigen Diskussionspartner darstellte. Auflockerungen innerhalb der Unterrichtszeit mußten wir selbst in die Hand nehmen (z.B. Tee und Plätzchen), die Kurstreffen am Abend hat jedoch Herr Ruttor angeregt. Bei diesen Treffen - wir waren einmal im Schweizer's und einmal im Eulenspiegel - war auch Platz für Gespräche in einem eher lockeren Rahmen. Aus dem alltäglichen Schultrott herausragend war auch ein Museumsbesuch im Rathaus zur Zerstörung Würzburgs, bei der sich selbst Hr. Ruttor zu einigen persönlichen Bemerkungen hinreißen ließ. Abschließend werfen wir einmal einen Blick in die Runde des gemütlichen Kollegstufenzimmers 111. Wenn das überhaupt möglich ist, da Jürgen Lipp es liebt, uns mit allen möglichen spiegelnden Gerätschaften zu blenden, oder wir hochschrecken, wenn Ute Sauerhammer mal wieder eine nachhakende Frage stellt - "Könnten Sie das noch mal genauer erklären?" - und uns damit aus den Gedanken reißt. Häufig stört uns dabei auch Sebastian Fichte, wenn er eine höchst interessante Diskussion mit Herrn Ruttor anfängt, wogegen das Frage-Antwort-Spiel zwischen unserem Kursleiter und G Döller, der oft dem Unterricht mit Hr. R. alleine bestritt, eher an uns vorbeigeht. Ebenso läßt uns Hr. Ruttor manchmal mit einem lauter werdenden "So kann man des aber net sagen. Des muß man differenzierter betrachten" hochschrecken. Nanette Siebenlist läßt sich davon nicht stören und geht ihren Tätigkeiten wie Lippenpflege, in der Tasche rumkruschen etc., nach. (Name entfernt) wird nur bei Abfragen, Referaten aus der Fassung gebracht, was sein durchaus sehr umfassendes Wissen oftmals schmälert. Falls Julian Frost überhaupt anwesend ist, beteiligt er sich nur bei für ihn interessanten Themen am Unterricht. Ansonsten ist er meist mit Essen beschäftigt. Ganz im Gegensatz dazu versucht M. Göbel oft, ihre immer ungeduldiger und kindischer werdende Banknachbarin K. Schmidt durch regelmäßige Zeitansagen zu beruhigen. Durch diese Beschreibung sollte jedoch nicht der Eindruck entstanden sein, daß wir alle nicht an Geschichte interessiert waren oder der Unterricht sich langweilig gestaltete. Auch wenn wir uns manchmal lieber solche Kommentare wie über die sinnvolle Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau erspart hätten, war der G6-LK seine zwei Jahre auf jeden Fall wert.

Moni Göbel / Ute Sauerhamer / Katrin Schmidt

LK Geschichte


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